Wer die Nordsaarlandstraße auf die Umfahrung von Merzig reduziert, greift zu kurz, findet die Waderner Wählervereinigung ProHochwald und fordert einen Blick auf die 37 Kilometer lange Gesamtstrecke sowie ein schlüssiges und zukunftsfähiges Gesamtkonzept.
„Auch wenn ein kürzlich vorgestelltes Gutachten, das vom saarländischen Verkehrsministerium in Auftrag gegeben wurde, die Entlastungswirkung einer Umfahrung Merzigs eher niedrig einschätzt, ist die strukturpolitische Wirkung des Projekts nicht zu unterschätzen. Ein bisschen erinnert mich die Diskussion an das damalige Hin und Her um den Weiterbau der A8 in Richtung Luxemburg“, sagt Bernd Theobald, Fraktionsvorsitzender von ProHochwald im Waderner Stadtrat.
Hochumstritten seinerzeit bestehe wohl heute kaum mehr ein Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Autobahnprojekts. Wer sich einmal morgens oder abends im Schritttempo durch Merzig gequält habe, der wisse, allerdings auch, wie weit der Hochwald vom Autobahnanschluss in Merzig bzw. dem in Schwemlingen entfernt sei. Bernd Theobald: „Wir können und wollen den Fachleuten nicht vorgreifen, wenn es um die Wahl einer Trasse oder Variante geht. Klar ist aber, dass Merzig umfahren werden muss, soll der Hochwald eine bessere Anbindung an die A8 und somit die Saarschiene erfahren.“
„Dabei wollen wir dem Losheimer Bürgermeister gar nicht widersprechen, wenn er in gleicher Diskussion eine bessere Anbindung des Hochwalds via ÖPNV an den Knotenpunkt Merzig fordert“, sagt Andreas Münster, Vorsitzender von ProHochwald: „Allerdings haben wir in Wadern schlechte Erfahrungen mit der ‚Reaktivierung‘ von Eisenbahnstrecken gemacht. Als nämlich die Saarbahn ihren Regelbetrieb von Saarbrücken nach Lebach aufnahm, wurde die direkte Busverbindung Wadern-Saarbrücken gekappt und die Fahrzeit eine gute halbe Stunde länger. Die Konsequenz war, dass viele Pendler noch in viel größerem Maße als früher das Auto bevorzugen. Kaum jemand aus der Stadt Wadern kommt heute auf die Idee mit dem ÖPNV in die Landeshauptstadt zu fahren. „Das war wohl nicht ganz im Sinne des Erfinders“, so Münster.
Wer einen konsequenten Neuanfang wolle, müsse sich ganz bewusst für Quasi-Neubaustrecken entscheiden. Eine bloße ‚Reaktivierung‘ der Bahnstrecke Niederlosheim-Merzig reiche da schlicht nicht aus, und sei für sich alleine gesehen auch nicht zielführend. Andreas Münster: „Ergänzend dazu müsste das Land alles daran setzen, auf Dauer eine Zug-Direktverbindung Saarbrücken-Luxemburg über Merzig zu erreichen. Das klingt utopisch, aber an den Nutzen der Autobahn Merzig-Luxemburg hat vor 30 Jahren auch niemand geglaubt. Heute ist sie eine viel genutzte Realität. Wenn man wirkliche Veränderungen will, muss man in diesem Falle groß denken, also eine Zug-Direktverbindung von Saarbrücken nach Luxemburg über Merzig mit einer entsprechenden Anbindung des Hochwaldraumes ins Auge fassen.“
Neben der Frage der Verbesserung der ÖPNV-Struktur, zu der im Übrigen auch die Frage von leistungsfähigen Radverbindungen gehöre, treibt die Waderner Wählerorganisation aber noch eine ganz andere, im wahrsten Sinne des Wortes „naheliegende“, Frage um: „Was ist eigentlich mit Nunkirchen, Dagstuhl, Löstertal und Lockweiler?“ Der Baustein „Umfahrung Merzig“ dürfe nicht isoliert gesehen werden, mahnt ProHochwald an. Vielmehr müsse man, so wie es der Bürgermeister, aber auch der Waderner Stadtrat nicht müde werden zu fordern, „die gesamte Strecke im Blick haben“.
Auf rund 20 Kilometern durchquert die Nordsaarlandstraße das Gebiet der Stadt Wadern. Die Ortsdurchfahrten von Nunkirchen, Dagstuhl und Buweiler – und auch von Lockweiler als südlichem Autobahnzubringer – sind schon heute heftig von dem enormen Verkehrsaufkommen betroffen – massivster Schwerlastverkehr inklusive. Der Knotenpunkt Nunkirchen beispielsweise verzeichnet ein Verkehrsaufkommen von weit mehr als 20.000 Fahrzeuge täglich.
Auch wenn viele der politischen Entscheider behaupten, dass die Nordsaarlandstraße ja schon „in weiten Teilen fertig“ sei, werde vergessen, dass die absolut wichtige Frage des Umgangs mit dem Nadelöhr Merzig nicht losgelöst vom Fortgang der Dinge anderswo gesehen werden dürfe. ProHochwald fordert daher nach wie vor, dass über die Dreispurigkeit der L 329 zwischen Buweiler und Kastel (Kasteler Berg) ebenso diskutiert werden muss wie über die Verkehrsbelastung in Dagstuhl.
Auch die ebenso heikle und durchaus kontrovers zu diskutierende Frage der Entlastung Nunkirchens gehe in der aktuellen Diskussion einmal mehr unter. Dabei liege im Gegensatz zu allen anderen bislang im Raum stehenden Planungen hier eine konkrete Zusage des Bundes vor, eine Umgehung zu finanzieren. Seit der Verabschiedung des aktuell gültigen Bundesverkehrswegeplan (2016) stehen für dieses Projekt 28,7 Millionen Euro bereit. Hier habe der Bund allerdings weder gesagt noch festgelegt, wie man den südlichsten Stadtteil der Stadt Wadern vom massiven Verkehr entlasten kann und soll, sondern lediglich ein Großszenario als eine Möglichkeit aufgezeigt und dieses mit Zahlen hinterlegt.
Andreas Münster: „Angesichts dieser komplexen Gemengelage haben sich der Ortsrat Nunkirchen und der Stadtrat Wadern 2016 sehr eingehend mit der schwierigen Thematik befasst. Die Forderung aller Beteiligten war seinerzeit, sowohl die Chancen als auch die Risiken einer wie auch immer ausgestalteten Ortsumgehung Nunkirchen aufzuzeigen und diskutabel zu machen; gegebenenfalls mit einer Kosten-Nutzen-Analyse, die auch die Auswirkungen auf die Gesamtstadt sowie auf die Infrastruktur von Nunkirchen zum Ausdruck bringt. All das soll ergebnisoffen und transparent geschehen. Dabei kann die Realisierung des Vorhabens, vielleicht auch in Teilabschnitten, ebenso das Ergebnis sein, wie die Erkenntnis, dass man das Projekt ad acta legt und andere Methoden zur Verringerung der Belastung den Vorzug gibt.“
„Ich glaube, man kann sich über das Ergebnis des jüngsten Verkehrsgutachtens wahlweise ärgern oder auch freuen – je nach politischem Standpunkt und umweltpolitischer Gesinnung“, mahnt Bernd Theobald zur Ruhe und Sachlichkeit in der Diskussion: „Die Thematik ist allerdings derart komplex und vielschichtig, dass wir gut daran tun, alle Argumente sorgsam auf den Tisch zu legen und abzuwägen. Dazu gehört die Analyse verschiedener Planungsvarianten ebenso wie eine Betrachtung der Auswirkungen von Verkehrsveränderungen auf die Gesamtstrecke – also der Strecke von Merzig bis Lockweiler bzw. Nonnweiler. Am Ende sollten wir alle gemeinsam zwei Ziele vor Augen haben: den Bürgerinnen und Bürger des Hochwalds, aber auch der Kreisstadt Merzig eine höhere, bessere und alltagstauglichere Mobilität zu verschaffen und gleichzeitig mit den Umweltressourcen so schonend wie möglich umzugehen. Ohne Kompromissbereitschaft von allen Beteiligten ist das nicht zu schaffen.
Kontakt:
Andreas Münster (Vorsitzender von ProHochwald)
Im Waldring 5, 66687 Wadern
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